Kontrabass.

Kontrabass.
Kontrabass.
 
Der Kontrabass war lange Zeit das dominierende Bassinstrument in allen Bereichen der populären Musik, lediglich in der Blasmusik und davon beeinflusst im frühen Jazz hatte diese Funktion die Tuba inne. Erst in den Sechzigerjahren wurde der Kontrabass weitgehend durch die Bassgitarre verdrängt. Es ist üblich geworden, allgemein von Bass zu sprechen, unabhängig davon, ob der Musiker Kontrabass oder Bassgitarre spielt; selbst Tubisten bezeichnet man oft als »Bassisten«. Analysiert man die Funktion des Kontrabasses im Jazz, so muss ein bemerkenswerter Wandel festgestellt werden: von der Übernahme der Twobeat-Tubastimme zum Slapbass, vom Walking Bass zum Timekeeper im Bebop, schließlich zur melodisch kontrapunktierenden, frei geführten Linie und zum Solospiel.
 
Am Anfang stand der Wechsel vom Streichbass (entsprechend der europäischen Tradition im 19. Jahrhundert) zum »gezupften« Bass. Glaubt man den Erzählungen alter Jazzmusiker, so soll das Pizzicato-Spiel durch einen Zufall aufgekommen sein: 1911 brach Bill Johnson (1872-1972) bei einem Auftritt der Bogen, und er musste notgedrungen pizzicato weiterspielen. Wie auch immer, der gezupfte Basston entsprach der von den Afroamerikanern bevorzugten perkussiven Tongebung, die durch das Klatschen der Saite auf das Griffbrett beim Slappin' (Slapbass) noch verstärkt wurde. Auch die rhythmische Prägnanz ist gegenüber dem gestrichenen Ton wesentlich größer.
 
Als »Vater« der Jazzbassisten und bedeutendster New-Orleans-Bassist gilt Pops Foster (1892-1969). Erst gegen Ende der Zwanzigerjahre hatte sich der Kontrabass gegenüber Tuba/Sousaphon durchgesetzt. Das im Swing aufkommende Durchspielen aller vier Zählzeiten im 4/4-Takt (Walking Bass) führte zu einer eigenständigen, zunehmend auch melodisch erfundenen Basslinie, zu hören bei John Kirby (1908-1952), Walter Page (1900-1957) u. a. Aus der Reihe der vielen guten Swing-Bassisten sei noch Slam Stewart (1914-1987) erwähnt, der durch sein (auch gestrichenes) Solospiel, zu dem er in der Oberoktave mitsummte, auffiel. Vorbildwirkung auf die modernen Bassisten übte trotz seiner nur kurzen aktiven Laufbahn Jimmy Blanton (1921-1942) mit seinen virtuosen, bläsermäßig phrasierten Chorussen und Begleitpassagen aus. War im Bebop der Kontrabass noch als einziges Instrument für die Markierung des durchlaufenden Fourbeat verantwortlich, so verlor sich in den Folgejahren diese Aufgabe mehr und mehr. Die Bassisten erfanden kontrapunktisch zur Melodie korrespondierende Linien, wandelten den Bass vom rhythmisch-harmonischen Fundament zum quasi Melodieinstrument, auch wieder unter Verwendung des Bogens. Wegweisend in diesem Prozess waren hauptsächlich Oscar Pettiford (1922-1960), Ray Brown (* 1926) und Charles Mingus (1922-1979). Charlie Haden (* 1937) und Scott LaFaro (1936-1961) vervollkommneten das Bassspiel weiter, indem sie auf dem Kontrabass fast gitarreähnliche Passagen, früher für unspielbar gehaltene Figuren mit stilistischem Feeling ausführten; ihre Namen stehen jedoch nur stellvertretend für eine große Zahl hervorragender moderner Bassisten auch auf europäischem Boden, z. B. Niels Henning ∅rsted Pedersen (* 1946), Aladár Pege (* 1939), Klaus Koch (* 1936) usw.
 
Nachdem zunächst der Kontrabass elektrisch verstärkt worden war, kam dann der E-Bass und schließlich Mitte der Fünfzigerjahre die Bassgitarre auf. Viele Musiker spielten und spielen sowohl Kontrabass als auch Bassgitarre, je nach Anforderung und Stilart. Die Bassgitarre eröffnete jedoch klanglich und spieltechnisch neue Räume, wobei Instrumentalisten wie Jack Bruce (* 1943), Stanley Clarke (* 1951) und Jaco Pastorius (1951-1987) Pionierarbeit leisteten.
 
Der Einsatz des Kontrabasses reduziert sich in der Gegenwart auf Jazzgruppen und Unterhaltungsmusikensembles. Im Blasorchester werden mitunter aus klanglichen Gründen die Tuben mit einem Kontrabass gekoppelt. Auch in Bigbands ist der Kontrabass, mit der Bassgitarre im Wechsel, oft nach wie vor Bestandteil der Rhythmusgruppe.

Universal-Lexikon. 2012.

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